Der Berufsstand der Pokerprofis lebt standesgemäß ein typisches Luxus Leben; insbesondere die Highroller lassen es dabei so richtig krachen. Die teuersten Hotel-Suites, Armbanduhren und Privat-Jets sind dabei aber nur die Spitze des Eisbergs. Für manch ein exklusives Poker-Turnier werden dann auch schon mal Teilnahmegebühren von bis zu 1.000.000 US-Dollars gezahlt und auch die Trophäen bestehen nicht selten aus wertvollen Materialien.
Was macht einen guten Pokerprofi aber wirklich aus? Dieser Frage geht nun dieser Artikel auf den Grund und räumt damit mit einigen Vorurteilen, die immer noch in Teilen der Bevölkerung fest verankert sind, auf. Denn bis vor wenigen Jahren galt das Pokerspiel noch als verrucht und wurde gemeinhin mit Szenen aus Western-Saloons assoziiert, wo sich „harte“ Kerle mit gezinkten Karten und geladenen Colts gegenüber saßen, um ihre Männlichkeit auch am Pokertisch zur Schau zu stellen. Dabei galten weithin das berühmte „Pokerface“ und die Fähigkeit im richtigen Moment zu „bluffen“, als wichtigste Zutaten für den Erfolg in der Partie. Auch entsprechende Hinterzimmer-Szenarien sind durch Hollywood und die Medien-Landschaft seit jeher verbreitet worden.
Das heutzutage vorherrschende Bild könnte jedoch unterschiedlicher kaum sein. Um den Unterhalt mit dem vermeintlichen Glücksspiel verdienen zu können, müssen die Profis – ähnlich wie professionelle Athleten in anderen Sportarten – täglich viel Zeit investieren, um ihr Spiel weiter zu verbessern, ihre Fitness in Schwung zu bringen und ihre Psyche zu stärken. Daher gibt es einige gemeinsame Nenner, die fast alle erfolgreichen Poker-Spieler gemeinsam haben.
Die Fähigkeit zum analytischen Denken
Die absolute Grundvoraussetzung, um ein erfolgreicher Poker-Spieler zu werden, ist die Fähigkeit komplexe Situationen schnell zu verarbeiten. Denn jeder Spieler wird am Pokertisch mit einer Fülle von unterschiedlichen Informationen überflutet, die es in Windeseile zu analysieren und in einen logischen Spielzug umzumünzen gilt. Dabei nutzen die Spieler sowohl ihre Erfahrung, ihr Wissen über die Poker-relevante Spieltheorie als auch die Aktionen ihrer Gegenspieler, um den eigenen Spielzug optimal zu planen und durchzuführen. Da Poker ein Spiel mit unvollständigen Informationen ist (die eigenen bzw. die gegnerischen Karten sind verdeckt und somit können lediglich Einschätzungen über diese abgegeben werden), müssen die Spieler in der Lage sein von den gegebenen Informationen entsprechende Schlüsse zu ziehen.
Emotionale Stabilität
Neben dem spielerischen Können gibt es aber auch eine Reihe weiterer Voraussetzungen, um als Poker-Profi dauerhaft bestehen zu können. Ein wichtiger Aspekt ist dabei emotional und mental stabil zu sein. Da Poker einen nicht zu verachtenden Glücksfaktor besitzt, wird gutes oder sogar „optimales Spiel“ nicht immer direkt belohnt. Mit anderen Worten: der stärkste Pokerspieler der Welt kann jederzeit gegen einen blutigen Anfänger verlieren, weil dieser einfach großes Glück hat. Zum Beispiel gewinnt die stärkste Starthand im Poker, ein Paar Asse, lediglich in ca. 80 % der Fälle gegen eine vermeintlich schwache Hand wie ein Pärchen Zweier (vorausgesetzt, dass beide Hände vor den Gemeinschaftskarten All-In gestellt werden). Diese Glücksspielkomponente führt dazu, dass auch Pokerprofis Phasen haben, in denen sie viel und oft verlieren, obwohl sie objektiv besser gespielt haben als ihre Gegner. Zeiten wie diese sind psychisch sehr belastend und können schnell einen dementsprechenden Tribut fordern. Um solche Phasen gut zu überstehen, muss der Spieler lernen sein eigenes Spiel und nicht das eigentliche (finanzielle) Abschneiden in den Vordergrund zu stellen.
Des Weiteren neigen viele Spieler dazu in schwierigen Situationen in einen sogenannten „Tilt“ zu verfallen. Als Tilt wird ein emotionaler Zustand von Frustration bezeichnet, der den Spieler dazu veranlasst eine suboptimale Poker Strategie zu verfolgen. Anders ausgedrückt: die emotionale „Schwäche“ wirkt sich negativ auf die Spielzüge des Spielers aus. Jeder, der einmal Poker gespielt hat, kennt diese Art der Frustration und ist sich über die Ausmaße, die diese annehmen kann, mehr oder weniger bewusst. Durch die direkte Konfrontation mit dem Gegenspieler sowie dem Einsatz von Geld besitzt das Pokerspiel eine besondere Qualität. Dies wiederum bedeutet, dass die Psyche leichter anfällig ist, weil Spieler sich am Pokertisch oft gleichzeitig als Person angegriffen fühlen, zum Beispiel wenn der Verdacht besteht, dass der Gegner geblufft hat. Die wenigsten Spieler sind daher komplett Tilt-frei. Die Elite hat ihre Emotionen jedoch sehr gut unter Kontrolle und kann im Vergleich zu ihren Kontrahenten auch in hitzigen Duellen einen kühlen Kopf bewahren. Die Fähigkeit das volle Potential unter enormen Stress abzurufen und negativen Emotionen keinen Raum zu bieten, ist das Markenzeichen eines jeden erfolgreichen Athleten. Poker ist dabei keine Ausnahme.
Risikobereitschaft
Poker ist grundsätzlich kein Spiel für risikoaverse Personen. Durch den direkten Einsatz von Geld besitzt Poker, ähnlich wie oben bereits geschrieben, eine wichtige psychologische Komponente. Daraus resultiert auch, dass Spieler die öfter Risiken eingehen, Vorteile gegenüber passiven und ängstlichen Spielern haben können. Obwohl Poker ein auf Mathematik basierendes Spiel ist und heutzutage die meisten Spielsituationen bis zu einem gewissen Grad aus dieser Perspektive „aus analysiert“ werden können, spielen Dynamiken zwischen Spielern, die Atmosphäre während eines Turniers oder große Geldpreisauszahlungen eine entscheidende psychologische Rolle. Dies sind Faktoren, die durch eine gewisse Risikobereitschaft seitens des Spielers positiv beeinflusst werden können. Im richtigen Moment die nötigen, kalkulierten Risiken einzugehen, zeichnet daher einen guten Spieler aus und setzt ihn von der Menge ab.
Geduld und Disziplin
Neben den oben genannten Faktoren ist Geduld ein weiteres ausschlaggebendes Kriterium für den Erfolg im Pokersport. Allein die selektive Auswahl der Starthände der Pokerprofis beweist, dass Disziplin von enormer Wichtigkeit ist. Durch die Tatsache, dass nur gewisse Hände in gewissen Situationen profitabel gespielt werden können, besteht ein Teil des Erfolgs darin, stets genau zu wissen, wann eine Hand nichtgespielt werden sollte. Ein bekannter Anfänger-Fehler besteht nämlich darin zu viele Hände in zu vielen Situationen spielen zu wollen. Natürlich ändert sich das mit steigendem Können der Spieler, aber Nuancen in der Auswahl der Hände können auch auf dem höchsten Niveau den kleinen, aber feinen Unterschied ausmachen. Neben dem Warten auf die richtigen Situationen muss auch in Phasen eines sogenannten „Downswings“ Geduld bewahrt werden. Ein Downswing beschreibt eine Phase, in der der Spieler regelmäßig und kontinuierlich Geld verliert, obwohl das eigentliche Poker Spiel des Akteures häufig fehlerfrei ist. Dies kommt wie ebenfalls oben beschrieben in der Karriere eines jeden Profis vor und die richtige Einstellung in dieser schweren Zeit unterscheidet häufig einen soliden Spieler von einem waschechten Poker-Profi.