Prunk im Palast: Das berühmte Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg gilt als achtes Weltwunder. Denn es hat den wohl teuersten Wandschmuck der Welt. Die Wände glitzern über und über im warmen Goldbraun des Gesteins. Sechs Tonnen des fossilen Harzes sind dafür kunstvoll verbaut worden. Den Luxus-Look für private Gemächer zaubert – weniger schwerwiegend – auch eine edle Tapete.
Den Wunsch „Meine Wand soll schöner werden“ hatten schon Steinzeitmenschen. Davon legen noch heute Höhlenmalereien Zeugnis ab. Auch im Orient mochte man nicht auf schlichten Putz starren und hängte opulente Wandtteppiche auf. Die Mauren brachten sie mit nach Europa. Während des Mittelalters zierten wertvolle Gobelins die Heimstätten des Adels, bevor im 16. Jahrhundert die Papiertapete nach und nach in Mode kam. Die erste Tapetendruckerei Deutschlands ist übrigens 1789 in Kassel gegründet worden. Dort befindet sich folgerichtig heute das Tapetenmuseum – eine Fundgrube für alle Fans historischer Wanddekorationen.
Luxus-Looks für die Wände
Zu den Papiertapeten-Pionieren zählt die Firma Zuber. Sie lieferte einst Panoramatapeten an den französischen König Louis Philippe. Jaqueline „Jackie“ Kennedy gefiel der Stil: Sie ließ in den 1960er-Jahren den Diplomatic Reception Room im Weißen Haus mit einem erhalten gebliebenen Original ausstatten. Ein kostbarer Wandbelag: Auf einer Auktion erzielte ein Exemplar dieser Tapete 40.500 Dollar. Im Zuberschen Archiv existieren die historischen Vorlagen noch immer und werden auf Wunsch neu aufgelegt. Die Muster und Motive sind nach wie vor eine Augenweide, ob nun fürs Wohnzimmer, den Salon oder das Badezimmer. Richtig teuer ist auch eine Tapete, die 2013 anlässlich der Möbelmesse imm cologne vorgestellt wurde: Sie ist mit handgeschliffenen Edelsteinen besetzt und stand daher rund um die Uhr unter Wachschutz. Allein das ausgestellte Teilstück einer Rolle des luxuriösen Wandbelags kostet 25.000 Euro. Zum Vergleich: Handelsübliche Tapeten aus dem Baumarkt sind für sechs bis 15 Euro pro ganzer Rolle zu haben.
Von der Rolle, nicht von der Stange
Prunkvolle Papiertapeten gibt es ebenfalls bei der Berliner Firma Welter – Manufaktur für Wandunikate. Gründer und Namensgeber Ulrich Welter ist Fachmann für Wände mit Wow-Effekt und möchte Räumen mit seinen Produkten eine Aussage geben – jedem eine andere. Für ihn kommt dafür nur Edelstes an die Wand: Tapeten aus Blattmetallen wie Gold, Silber oder Kupfer, Perlen, Kristallen oder Mineralien. Damit inszeniere er Zimmer „als Bühnenbilder des Lebens“, sagt er. „Ich liebe das Experimentieren mit Farben, Oberflächenstrukturen und Materialien.“ Und das macht Welter so meisterhaft wie kaum ein anderer: Er schwelgt in Ornamenten, lehnt sich an historische Muster an oder kreiiert komplett Neues mit spannenden optischen Effekten.
Wandarbeit ist Handarbeit
Welters Mitarbeiter stellen die Wandunikate – wie der Firmenname es verspricht – individuell und von Hand in der Werkstatt im Stadtteil Schöneberg her. Sie werden anschließend auf Bahnen gerollt und zum Kunden gebracht. Kommt zum Beispiel echtes Blattgold aufs Tapet, kann das pro Quadratmeter schon mal an die 2.000 Euro kosten. Doch die Wandgestaltung de luxe ist es wert: Welters Werke sind faszinierend und innovativ. Das ist selbst Hollywood schon ins Auge gesprungen: Der Berliner Innenarchitekt hat bereits die Bühne der Oscar-Verleihung, der Golden Globes und der Emmys mit dem entsprechenden Luxus-Look versehen. Waldorf Astoria und Adlon sind von den Kreationen „Made in Berlin“ genauso „wandgetan“.
Tapete mit gewissen Extras
Architects Papers ist eine Premiummarke für edle Tapeten, die zum Beispiel mit dem Porsche Design Studio, Wolfgang Joop oder Versace kooperiert und ebenfalls Ungewöhnliches an die Wand bringt. Nicht nur ansehnlich, sondern im wahrsten Wortsinn anziehend ist die Magnetic – eine Tapete mit Mehrwert: Die Druckfarbe ist um Metallpigmente angereichert. Das macht sie magnetisch. Pssst – es gibt zusätzlich mit Filz bezogene Pads, die sich zusätzlich auf die Wundertapete aufbringen lassen. Die „Magnetic Accoustic Pads“ schlucken den Schall: Wenn der neue Nachbar laute Musik liebt oder gerade eine Dauerbaustelle vor der Tür ist: Es sind nicht unbedingt große Umbaumaßnahmen nötig. Es geht auch in schick – als Tapete mit gewissen Vorzügen. Die Pads lassen sich zu grafischen Mustern arrangieren. Wer es rustikaler mag, begeistert sich eventuell auch für eine der Schiederreproduktionen von Architects Papers. In Gold kostet die Staplex Slate 536 Euro pro Rolle.