Jeder Trend kommt irgendwann wieder – das trifft nicht nur auf Mode und Musik, sondern mittlerweile auch auf Handys zu. Noch vor einigen Jahren hätte wohl kaum jemand vermutet, dass der Begriff “Klapphandy” nochmals für Schlagzeilen sorgen würde. Immerhin waren die einzigen klappbaren Handymodelle, die noch halbwegs relevante Verkaufszahlen vorweisen konnten, spezielle Varianten für Senioren.
Zugegebenermaßen, der Trend-Vergleich hinkt etwas – mit den ursprünglichen Klapphandys haben die neuen klappbaren Smartphones, die seit 2019 immer wieder für Aufmerksamkeit sorgen, natürlich nicht mehr wirklich viel gemeinsam. Die Idee hinter der Technik: Ein Smartphone im gewohnten modernen Format lässt sich ausklappen und so zu einem kleinen Tablet erweitern. Statt wie früher eine Tastatur befindet sich im aufklappbaren Bereich des Smartphones nun also ein weiterer Bildschirm. “Weiterer” ist hier jedoch der falsche Ausdruck – die Kunst (und gleichzeitig die größte technische Herausforderung) dieser neuen Smartphone-Generation besteht darin, die Bildschirme lückenlos ineinander übergehen zu lassen und so einen wirklichen faltbaren Bildschirm zu ermöglichen, der auch nach Jahren der Benutzung noch jeder Belastung standhält.
Faltbare Smartphones: Wie ist der momentane Stand?
Dass die Konzipierung eines solchen klappbaren Smartphone-Bildschirms nach wie vor als große Herausforderungen angesehen wird, an die sich die meisten Smartphone-Hersteller nur allmählich heranwagen, könnte auch damit zusammenhängen, dass Samsung im Jahr 2019 mit dem Versuch, den Markt als Erstes für sich zu erobern, gegen die Wand gefahren ist: Mit dem “Galaxy Fold” präsentierte der Hersteller, zu dessen aktuellen Top-Modellen unter andere das Galaxy S21 gehört, das erste klappbare Modell und lieferte dieses zunächst an Influencer (z. B. YouTuber) aus, um für mediale Aufmerksamkeit zu sorgen und das neue Modell einem Technik-interessierten Publikum schmackhaft zu machen.
Für zusätzliche Aufregung sorgte auch der Preis: 2.000 € rief Samsung zu Beginn aus. Technik und vor allem Smartphones sind in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. Dass viele Menschen durchaus bereit sind, viel Geld für ihr Handy zu bezahlen, zeigt sich unter anderem dadurch, dass Angebote wie der einfache Rechnungskauf über Kredu auch durch Smartphone-Käufe immer mehr Zulauf bekommen. Dass Handys plötzlich eine Preisgrenze von 2.000 € sprengen sollen, wurde jedoch auch von den größten Technik-Fans mehr als schlecht aufgenommen.
Das große Problem aus der Sicht von Samsung: Bereits während der ersten kleinen Tests zeigte sich schnell, dass die Technik – und vor allem der Klappmechanismus – noch keineswegs ausgereift war und es bei einigen Testern schon am ersten Tag zu Schäden und Ausfällen kam.
Der “Samsung-Unfall” hat natürlich für viel Kritik und Lacher gesorgt, gleichzeitig aber auch Aufmerksamkeit für eine ganz neue Produktkategorie erzeugt und so anderen Herstellern eine Tür geöffnet, von der sich zuvor vielleicht noch nicht viel wussten. Dennoch hat man das Gefühl, dass andere Hersteller nun erst recht auf Nummer sicher gehen wollen und sowohl den Markt als auch die Entwicklungsversuche der Konkurrenz zunächst genau beobachten. Das beste Beispiel hierfür ist Apple: Zwar gibt es immer wieder Gerüchte und angebliche “Leaks” für die Pläne des iPhone-Herstellers, bevor wir tatsächlich ein klappbares iPhone sehen werden, dürfte aber noch einige Zeit vergehen. Apple fährt vermutlich seine bewährte Taktik: beobachten, die besten Elemente der Konkurrenz übernehmen und daraus – wenn auch einige Monate später – das beste klappbare Smartphone herausbringen. Dafür spricht unter anderem, dass sowohl das aktuelle iPhone 12 als auch die ersten vertrauenswürdigen Gerüchte zum iPhone 13 kaum weiter von einem klappbaren Smartphone entfernt sein könnten.
Was könnte sich in nächster Zeit auf dem Markt ändern?
Samsung Galaxy Fold 5G oder Huawei Mate Xs – Stück für Stück werden faltbare Smartphones “normaler” und auch für immer mehr Menschen ein Thema. Die Technik entwickelt sich weiter, was stehen bleibt, ist der Preis: Huaweis aktuelles Mate X2 kommt nach wie vor mit einem Preisschild jenseits der 2.200 € daher.
Umso überraschender ist es, dass ausgerechnet Huawei in der zweiten Jahreshälfte 2021 nun drei faltbare Modelle für die “Einsteigerklasse” produzieren will – vorrangig, um weitere Aufmerksamkeit auf den vergleichsweise neuen Technik-Trend zu lenken. Bei klassischen Smartphones liegen die Preise für Einsteigermodelle zwischen 200 und 300 €. Davon dürfte Huawei wohl weiterhin weit entfernt bleiben. Eine Kampfansage an die Konkurrenz dürfte der Preis wohl dennoch werden: Immerhin muss Huawei die Markteinbußen ausgleichen, die damit einhergehen, dass der chinesische Hersteller aufgrund von US-Sanktionen keinen Zugriff mehr auf die wichtigen Apps und Services von Google (Play Store) hat. Gleichzeitig wird deutlich, dass ein faltbares Smartphone zum geringen Preis grundsätzlich auch schon jetzt umsetzbar ist. Die Vermutung liegt also nahe, dass mit den überhöhten Preisen zunächst die Kaufbereitschaft der besonders Technik-interessierten Zielgruppe “abgeschöpft” wurde. Wer sich also tatsächlich für ein faltbares Smartphone interessiert, sollte noch einige Monate Wartezeit einplanen, um den eigenen Geldbeutel zu schonen.