Im Weinland an der Südwestecke Afrikas herrscht ein Klima, das dem der Länder rund um das Mittelmeer ähnelt. Die Winter sind mild mit ausreichenden Niederschlägen, die Sonnenscheindauer ist hoch. Die vielgestaltige Landschaft des Kaplands mit schroffen Gebirgen und grünen, fruchtbaren Tälern sowie regional unterschiedlichen Böden und Kleinklimata bietet ideale Voraussetzungen für den Weinbau. Dieser erstreckt sich heute vom Gebiet um Kapstadt nach Norden, parallel zur Atlantikküste, bis in das fruchtbare Tal des Olifants River, nach Osten bis in die Kleine Karoo. Reben wachsen auch im Bewässerungsgebiet am Oranje River um Upington. Aus den meisten Trauben werden hier aber Sultaninen gemacht. Die Weinlese in Südafrika beginnt im Januar und dauert bis April.
Geschichte südafrikanischer Weine
Sieben Jahre nach der Ankunft Jan van Riebeecks am Kap war am Tafelberg, bei Wynberg und Constantia, der erste Wein gekeltert worden. Die Besiedlung des Gebiets um Stellenbosch wenige Jahre später eröffnete dem Weinbau ungeahnte Möglichkeiten. Die nachziehenden Siedler, neben Deutschen vor allem Hugenotten aus Frankreich, die Kenntnisse und Erfahrungen in der Kellereitechnik mitbrachten, erzeugten vorzügliche Weine, die an den Fürstenhöfen Europas geschätzt waren.
Einen großen Aufschwung nahm die Weinwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Einführung neuer Rebsorten und der Verbesserung der Verarbeitungstechniken.
Auch seit dem Ende der Apartheid im Jahr 1994 gab es in der Weinwirtschaft große Veränderungen. Vorher waren auf 84,5% (1990) der Fläche weiße Trauben angebaut worden. Diese Zahl ging bis 2007 auf 56% zurück. Die Fläche für rote Trauben jedoch ist zwischen 1990 und 2007 von 15,4% auf 44% enorm gestiegen. Während der Pro-Kopf-Verbrauch von 7,3l der Südafrikaner in der Weltstatistik nur an 35. Stelle steht (hinter den Vereinigten Staaten von Amerika, USA), ist der Wein-Export (1991 – 2006) von 25 Mio. Liter auf fast 272 Mio. Liter gestiegen, und viele südafrikanische Weine haben mittlerweile einen hervorragenden Ruf.
Vor 1994 wurde das Weingeschäft im Übrigen von der 1918 gegründeten Winzergenossenschaft der südafrikanischen Weinproduzenten in Paarl dominiert. Sie wurde 1997 in eine private Gesellschaft umgewandelt, die als KWV International global tätig ist (besonders in Großbritannien, USA, Europa, Kanada, Japan). Weine und Brandys, jetzt durch Markenzeichen kenntlich gemacht, sind oft preisgekrönt. KWV besitzt in Paarl die größte und eine der modernsten Weinkellereien der Welt und bietet hervorragende, preisgekrönte Premiumweine aus Südafrika an. Zur KWV gehört auch das KWV House of Brandy in Worcester.
Weißweine
An der Spitze der Weißweine stand lange der Chenin Blanc (Rebsorte aus dem Loire-Tal), dessen Umsatzanteil allerdings wegen Mittelmäßigkeit von 31% auf 19% zurückging. Aufsteiger ist der Chardonnay (8%), dessen Traube aus Burgund und der Champagne kommt. Die ebenfalls französische Sorte Sauvignon Blanc gedeiht am Kap ausgezeichnet und erfreut sich weltweit zunehmender Beliebtheit.
Rotweine
Viele der besten Roteweine des Landes (18%) liefert die Cabernet Sauvignon-Rebe aus Bordeaux, die schon seit den 1920er Jahren hier heimisch ist; ihre Weine benötigen jedoch eine relativ lange Reifezeit. Schneller reifen Shiraz und Merlot, die ebenfalls ausgezeichnete Weine ergeben, aber häufig mit Cabernet verschnitten werden. Die zweitgrößte südafrikanische Anbaufläche für Rotwein nimmt die ursprünglich aus dem Rhône-Tal stammende Hermitage-Rebe (heute Cinsault) ein, die mit der Pinot-Noir-Rebe aus Burgund im Jahr 1920 gekreuzt wurde und als Pinotage die einzige eigenständige Rebsorte Südafrikas mit internationalem Erfolg ist.
Nur etwa 50% der Traubenernte wird zu Wein verarbeitet. Große Bedeutung hat auch Tafelobst und die Herstellung von Brandy und Likörweinen. Dazu gehören Jerepigo (mit Alkohol verstärkter süßer Traubensaft), Muscadel und Hanepoot.