Der Name „Salvator Mundi“ – lateinisch für „Erretter der Welt“ – steht für eines der faszinierendsten Gemälde der Kunstgeschichte. Es zeigt Jesus Christus in Halbfigur, die rechte Hand zum Segensgruß erhoben, die linke Hand eine Weltkugel haltend. Doch dieses Bild birgt weit mehr als nur religiöse Bedeutung – es ist eine wahre Sensation, die die Kunstwelt in Atem hält.
Ein rätselhafter Ursprung
Die Geschichte des Salvator Mundi beginnt im Nebel. Jahrhundertelang galt es als verschollen bis es Anfang de 19. Jahrhunderts im Besitz der englischen Textilhändlerfamilie Cook auftauchte. Deren Nachfahren versteigerten das Gemälde im Jahr 1958 für nur 45 Pfund und das Gemälde war seitdem im amerikanischen Privatbesitz, bis es 2005 auf einer Auktion für schlappe 1.175 US-Dollar versteigert wurde. Kunst-Experten erkannten das Potenzial und begannen mit der aufwendigen Restaurierung. Die Echtheit des Werkes, ursprünglich Leonardo da Vinci zugeschrieben, wurde lange angezweifelt. Erst nach intensiven Untersuchungen und Vergleichen mit anderen Werken Leonardos bestätigte man 2011 die Zuschreibung. Die Kunstwelt war elektrisiert!
Vom Dachboden zum Rekordpreis
Plötzlich stand ein verschollenes Meisterwerk von Leonardo da Vinci zum Verkauf. Der neue Besitzer, ein Konsortium um den Kunsthändler Yves Bouvier kaufte es für 80 Millionen US-Dollar und witterte das Geschäft des Jahrhunderts und verkaufte es noch im selben Jahr für 127,5 Millionen US-Dollar an den Sammler Dmitri Jewgenjewitsch Rybolowlew.
Nach weiteren Restaurierungsarbeiten und einer vielbeachteten Ausstellung in der National Gallery in London folgte im November 2017 der historische Moment: Bei Christie’s in New York wird der Salvator Mundi für die unfassbare Summe von 450,3 Millionen US-Dollar versteigert. Damit wird er zum teuersten jemals versteigerten Kunstwerk der Welt und löst damit Picassos „Les femmes d’Alger (Version „O“)“ von der Spitze ab.
Wer steckt hinter dem mysteriösen Käufer?
Doch wer war der Käufer, der bereit war, einen solch astronomischen Preis zu zahlen? Lange Zeit hüllte sich Christie’s in Schweigen. Erst später wurde bekannt, dass es sich um Mohammed bin Salman, den damaligen Kronprinzen von Saudi-Arabien, handelte. Nach der Auktion wurde das Gemälde nicht mehr öffentlich gezeigt. Der aktuelle Aufenthaltsort des „Salvator Mundi“ ist unbekannt. Nach der Rekordauktion 2017 wurde spekuliert, dass das Gemälde Teil einer Ausstellung im Louvre Abu Dhabi werden würde. Diese Pläne scheinen jedoch bisher nicht realisiert worden zu sein. Es bleibt abzuwarten, wann und wo der „Salvator Mundi“ der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird.
Mehr als nur ein Gemälde
Der Salvator Mundi steht für weit mehr als nur ein Gemälde. Er ist ein Symbol für die ungebrochene Faszination, die von der Kunstgeschichte ausgeht. Er zeigt, wie hoch die Preise für Meisterwerke steigen können, und spiegelt den globalen Kunstmarkt wider, in dem sich private Sammler und Museen erbitterte Bieterkämpfe um prestigeträchtige Werke liefern.
Ein Vermächtnis der Renaissance
Unabhängig von den Kontroversen und Ungewissheiten ist der „Salvator Mundi“ ein bedeutsames Werk der Renaissancekunst. Das Gemälde fasziniert nicht nur durch seine künstlerische Qualität, sondern auch durch seine Geschichte voller Geheimnisse und Rekorde. Es bleibt ein Symbol für die ungebrochene Faszination, die Kunstwerke der Vergangenheit auf uns ausüben.
Fazit
Der Salvator Mundi hat die Kunstwelt in seinen Bann gezogen. Seine wechselvolle Geschichte, die Zuschreibung an Leonardo da Vinci und der astronomische Rekordpreis machen ihn zu einem einmaligen Phänomen. Ob er jemals wieder öffentlich zu sehen sein wird, bleibt ein Rätsel. Doch eines ist sicher: Der Salvator Mundi wird seinen Platz in der Kunstgeschichte für immer einnehmen.
Bonus-Information
Um die astronomische Summe von 450,3 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 382 Millionen Euro) besser zu veranschaulichen, kann man folgende Vergleiche ziehen:
- Man hätte damit sämtliche Gemälde der Alten Meister in der National Gallery in London kaufen können – und hätte noch Geld übrig gehabt.
- Der Salvator Mundi kostete mehr als das Doppelte des Budgets des gesamten Metropolitan Museum of Art in New York für das Jahr 2017.