Was macht ein Mann, der eigentlich Künstler werden will, dann aber als Modedesigner die Laufstege der Welt erobert? Genau, er sagt der schillernden Designwelt adieu und macht einfach Kunst. So, wie Helmut Lang.
Der Designer ist weg, das renommierte Label bleibt. Helmut Lang hat Modegeschichte geschrieben, als er in den 1990er Jahren seinen „Minimal Chic“ auf dem roten Teppich der Modewelt präsentierte. Einfache Linien, fast maskuline Ansätze für die Damenkollektionen und doch ein anziehender Charme, der Intellektuelle wie Kreative in den Bann gezogen hat, sind bezeichnend für seinen Stil. Auch wenn sich die Linienführung unter den neuen Chefdesignern des Labels, Nicole und Michael Coloves, sehr experimentell zeigt, so wird das Charisma des großen Lang perfekt eingefangen, denn er verstand es schon damals außergewöhnliche Materialien, z.B. Gummi oder Nylon, in der Mode kunstvoll zu verarbeiten. In einem Interview hat Lang einmal gesagt: „Ich hätte auch gerne Mode aus Holz gemacht, aber das wirkt dann doch lächerlich“. In der bildenden Kunst kann sich Lang heute mit allen Materialien seines Herzens austoben und Holz darf da nicht fehlen. Aber auch einstige Kreationen aus seinem Modearchiv werden zu neuen Kunstobjekten.
Helmut Lang wollte schon immer Künstler werden, hat dann aber doch den sehr erfolgreichen Umweg über das Modedesign eingeschlagen. Der 1956 in Wien geborene Mode-Künstler hat aus der Not eine Tugend gemacht, denn das, was er unter perfekter Mode verstand, gab es seinerzeit nirgends zu kaufen. So entwarf er seine Mode selbst und bereits mit 23 Jahren eröffnete Lang seine erste Boutique. Gelernt hat er das nicht, aber wie die Erfahrung der Modegeschichte zeigt, ist das auch nicht zwingend notwendig, um den großen Durchbruch zu schaffen. Seit 1986 besteht die internationale Modemarke Helmut Lang und daran hat auch der Verkauf des Modeunternehmens an die Prada-Group nichts geändert. 1999 übernahm Prada die ersten Anteile und ist seit 2004 alleinige Besitzerin. Nachdem Lang schon Mitte der 1990er Jahre als Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien wieder ein Stück weit zu seinen ursprünglichen Idealen zurückgekehrt war, machte er seinen Traum im Jahre 2005 endgültig wahr und sagte dem Modedesign Adieu.
Raumfüllende Installationen, großformatige Skulpturen, das Spiel mit Materialien aller Art füllen den Künstler Helmut Lang heute aus und seine Ausstellungen erregen genauso viel Aufsehen, wie seine Entwürfe aus dem Modedesign. Dabei kann er aber nicht umhin, immer wieder auch zur Mode zu greifen, um daraus im wahrsten Sinne des Wortes Kunst zu recyceln. „Make it hard“, so der Titel einer Ausstellung aus dem Jahr 2011, die bezeichnend ist für „Aufräumen“ und „Neu bilden“. Fast sein gesamtes Modearchiv hat Lang auf den Kopf gestellt. Taschen, Koffer, Gürtel, Uhren, Kleider – alles, was sich fand, wurde geschreddert und dann zu Kunstobjekten geformt. Auch in einer seiner ersten Ausstellungen mit dem interessanten Titel „Alles gleich schwer“ räumte Lang bereits auf und integrierte oder funktionierte Bestandteile aus seiner Modewelt um, wie z.B. Spiegel und Discokugeln.
Der gebürtige Wiener lebt heute auf Long Island. Lang macht jetzt das, was er immer wollte und wirkt dabei extrem gelassen und entspannt. Er ist in seinem Element. Nichtsdestotrotz lebt die Modemarke Lang weiter und wer sich von den außergewöhnlichen Kreationen der aktuellen Kollektion verzaubern lassen möchte, der hat auf der Webseite www.helmutlang.com dazu die beste Gelegenheit. Die Mode ist unkonventionell, im wahrsten Sinne des Wortes schräg, auffällig. Leder, Netz, Wolle, Samt und High-Tech-Stoffe präsentieren sich und die typischen Farben für Helmut Lang Mode, wie Schwarz, Weiß, Beige, Grau oder Grün, bestimmen nach wie vor die breit gefächerte Palette an exklusiven Kleidungsstücken.