Es war ein großer, glanzvoller Auftritt und die Presse umzingelte einen Designer, der bis über beide Ohren strahlte, ganz zur Freude der unzähligen Fotografen. Wolfgang Joop präsentierte im Mai 2012 nach fast einjähriger Pause die neue Herbst-/Winterkollektion seines Labels „Wunderkind“ und holte die schon fast totgeglaubte Modemarke wieder zurück ins Leben und ins Gespräch.
In der Villa Rumpf in Potsdam sorgten die „Sauvage“ Modelle dann für Aha- und Oho-Effekte am laufenden Band, hier paarte sich opulenter Raubtiercharme mit einem Feuerwerk an Farben und Materialien und den modischen Einflüssen aus verschiedenen Zeitepochen. Inspiriert vom Zauber des Orients, ist das Comeback des Wunderkinds perfekt gelungen.
Schwarz, Creme, Lachs, Rot und Grün in allen Variationen bestimmen das Farbenbild bei den extravaganten Kleidern und Hosenanzügen, die mal figurbetont und mal lässig weit geschnitten sind. Dazu werden Patchworkmäntel mit maskulinem Charme oder sehr ladylike kombiniert. Geometrische Korsagen über hauchdünnen Blusen, Drapierungen und Raffungen, betonte Taillen, prickelnde Prints in Ozelot-Optik mit gestreuten Mosaiken zeigen die enthusiastische Schaffenskraft des Designers Wolfgang Joop.
Schillernde Plissees, weichfließende Jerseys, grobes Leder, zarter Chiffon, weiche Alpaca, gekochte Wolle in Strick- und Webware sind die Materialien, aus denen die Wunderkind Träume sind. Da kann der Winter kommen und mit ihm wieder der Erfolg für das einst angeschlagene Label, das Joop sehr am Herzen liegt. Zur Kollektion gehören auch die fantastischen Accessoires, die für großes Aufsehen gesorgt haben: Riesige Kugelketten schmiegen sich da um den Hals der schönen Frauen und sind im Winter 2013 der Schal der Saison.
Schon Schnee von gestern sind die Querelen um die Anteile und der Streit mit den ehemaligen Miteigentümern an Wunderkind. Joop hat Nägel mit Köpfen gemacht und ist jetzt alleiniger Eigentümer. Die Entscheidung war richtig und ist wohl überlegt. Mittlerweile lief schon die neue Frühjahr-/Sommer Kollektion 2013 in Paris über den Laufsteg und wieder strahlte Wolfgang Joop. Unschuldiges Weiß, kokettes Silber, frisches Sonnengelb, Korallenrot, Grün sowie Grau-, Blau- und Mauve-Töne präsentierten sich im leichten Lagenlook mit weiten, gerafften, zipfeligen oder fließend fallenden Röcken, darunter wadenlage Baggy-Pants, darüber leichte Mäntel, Blousons und Jacken im Fliegerstyle, auch Kleider mit prallen Ethnomustern zogen die Blicke auf sich – alles eben sehr lebendig, so wie das Label Wunderkind.
Es muss nicht nackte Haut sein, die in Frühling und Sommer verführt – legerer Charme mit betont konsequenter Weiblichkeit und Understatement sind gefragt. „Wir erleben das Ende des Exhibitionismus“, hat Wolfgang Joop gesagt und was seine Kollektion betrifft, liegt er damit goldrichtig. Alle Teile der neuen Wunderkind-Kollektionen können unter wunderkind.com bewundert werden.