Vom 19. bis zum 23. Februar fand 2021 wieder die London Fashion Week (LFW) statt und zog ein breites Publikum aus der ganzen Welt an. Dieses Jahr gab es jedoch einen großen Unterschied zu den vorherigen Veranstaltungen, denn zum ersten Mal wurde die LFW der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, als Teile der Veranstaltung online übertragen wurden. Wie sieht die Zukunft einer solchen Großveranstaltung aus, die jährlich 100.000 Menschen nach London lockt? Können wir in Zukunft vielleicht sogar eine neue Form der LFW erwarten? Ein Schnappschuss des englischen Luxus im Sinne der Haute Couture.
Fashion wird online? Marketing und Werbung
London gehört heute neben Paris, Mailand und New York zu den großen vier Modeveranstaltungen der Welt. Jährlich pilgern an die 100.000 Menschen nach London, um die neuen Designs der britischen Künstler zu sehen, während durchschnittlich 200.000 Menschen nach New York reisen. London ist damit die zweitgrößte Modeveranstaltung der Welt und lockt vor allem junges Talent aus dem Vereinigten Königreich an. 2021 waren Labels wie Ahluwalia der britischen Designerin Priya Ahluwalia, Bethany Williams und Harris Reed präsent. Urgesteine wie Burberry waren natürlich auch anzufinden, jedoch waren es hauptsächlich junge Designer, die für Aufmerksamkeit sorgten.
Durch die Online-Übertragung konnten diese Labels einfacher auf das Publikum eingehen ‒ Videos der Designs und Kleidungsstücke waren beispielsweise online auf der Homepage der LFW einzusehen und sorgten für mehr Interesse an einem Event, das sonst nur von den Elite-Gästen der Fashion Week besucht wird. Plötzlich war die britische Haute Couture einer breiteren Gruppe der Bevölkerung zugänglich, denn die Modeshows der großen Marken waren nicht mehr außer Reichweite und konnten von zu Hause aus mitverfolgt werden. Trends, die sonst nur in Magazinen überliefert werden, konnten selbst recherchiert werden und die Labels begannen einen neuen Diskurs mit ihren Fans. Dies bedeutete mehr Kunden und mehr Menschen, die sich für Mode und Haute Couture interessieren ‒ ein Wandel, den die alteingesessene Industrie auf jeden Fall nötig hatte.
Dabei sollte es keine Überraschung sein, dass die LFW die Online-Welt als Marktlücke für sich entdeckt hat. Ähnlich wie Casinos, die ursprünglich mit Luxus und VIP-Bereichen warben, hat die LFW ein neues Tor im Internet geöffnet. Mehr Zuschauer bedeuten mehr Publicity und das bedeutet wiederum mehr Kundschaft. Als Casinos begannen, sich im Internet auszubreiten, war noch nicht bewusst, wie attraktiv das Konzept für Casino-Fans sein würde. Jedoch schafften Casinos den Übergang in die digitale Welt und erreichen heutzutage sogar mehr Menschen. Der Trick war ein neues Marketingkonzept, das z. B. aus Boni, Freispielen und schneller Auszahlung per Überweisung oder E-Wallets bestand. Die LFW ist gerade dabei, ihr neues Werbemodell auszuarbeiten und wir könnten in den nächsten Jahren einen neuen Zugang zur Mode sehen: einen, der Menschen als Teil des Ganzen sieht und nicht ausschließt. Heute boomen solche Online-Angebote aber auch in anderen Industrien. So wird auch Yoga vermehrt im Stream angeboten und stößt dabei auf viele Interessenten.
Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit
Eines der Hauptthemen in diesem Jahr war die Frage der Nachhaltigkeit. Gleich mehrere Designer widmeten sich der Studie ihrer Ressourcen und Lieferanten, um Fragen der Ethik zu beantworten. Alice Temperley experimentierte zum Beispiel mit Textilien, um nachhaltigere Mode zu kreieren, die eine breitere Schicht der Bevölkerung anspricht. Die Exklusivität ihrer Marke geht nicht verloren, allerdings können Liebhaber des Labels ihre Outfits im guten Gewissen tragen. In einer Zeit, in der die Nachhaltigkeit unserer alltäglichen Gegenstände eine immer wichtigere Rolle spielt, ist gerade Fashion ein Gamechanger, denn Fashion ist bekanntlich allgegenwärtig.
Anna Wintour sagte einst, wie wichtig die LFW für die internationale Modeszene sei, denn das Event hatte sich binnen dreißig Jahren in ein riesiges Unterfangen entwickelt. Statistiken zufolge wurden 2018 20.000 Tassen Kaffee ausgetrunken und 32.000 Meilen zwischen den Hotspots zurückgelegt. Dass die London Fashion Week 2021 online abgehalten wurde und nur die Designer selbst bei ihren Shows präsent waren, bedeutete eine wahrhaftige Erholung für das strapazierte London. Nicht nur konnten Kosten bei der Show selbst gespart werden, sondern der Umwelteinfluss der Shows konnte auch um einiges reduziert werden. Diese Entwicklung könnte in Zukunft ein komplett neues Klientel anlocken, das sich neben Fashion auch für grüne und organische Produkte interessiert. Ahluwalia hat bereits gezeigt, wie diese ethisch vertretbare Mode aussehen könnte und wird auch in Zukunft ein Wegweiser sein.
Die digitale Fashion Week
Trotz Zweifel war die LFW auch 2021 ein Erfolg und zeigte uns, was Fashion in der digitalen Ära bedeuten kann. Ob das Team in London diese Vorteile allerdings 2022 weiterhin ausnutzt, wird sich erst nächstes Jahr offenbaren.