Als in den vergangenen Tagen die EM Kader der verschiedenen Nationalteams über die Ticker liefen, staunten Experten nicht schlecht. Viele Aufgebote enthalten einige Überraschungen, wobei die größte wohl das Fehlen der Spieler von Real Madrid im spanischen Kader ist. Die Selección tritt das erste Mal in ihrer Geschichte ohne einen Spieler der Königlichen bei einem großen Turnier an und verzichtet somit auch auf die Dienste des langjährigen Kapitäns Sergio Ramos.
Der Abwehrrecke von „Los Blancos“ galt seit vielen Jahren als einer der besten Innenverteidiger der Welt, hat in den vergangenen Monaten aber deutlich abgebaut. Trotzdem hatte kaum ein Experte erwartet, dass Nationaltrainer Luiz Enrique auf die Erfahrung und Präsenz des blonden Riesen verzichtet. Bei der Begründung der Nichtberücksichtigung seines Kapitäns betonte der Nationalcoach explizit, dass Ramos Karriere im Nationalteam keineswegs zu Ende sei. Er sagte, er fühle sich schlecht für den Spieler, da er immer sehr professionell sei und der Nationalmannschaft sehr viel helfe. Auch in Zukunft könne er helfen, bei der Planung für die EM-Endrunde wurde aber entschieden, dass Ramos Nichtberufung das Beste für das Team sei.
So reist Spanien gemäß den EM Quoten als einer der Favoriten mit einem Mix aus Jung und Alt, aber ohne jegliche Spieler der Madrilenen in die Turniervorbereitung. Es wird erwartet, dass neue Kräfte wie Aymeric Laporte von Manchester City die Lücke, die Ramos zurücklässt, füllen. Die Spanier tragen nach der Streichung des Austragungsortes Bilbao ihre Vorrundenspiele in Sevilla aus und gelten als stärkstes Team in ihrer Gruppe. Nach eher schwächeren Jahren des Teams ist die Erwartungshaltung im Land groß und ein schlechtes Abschneiden ohne den langjährigen Leistungsträger Ramos könnte den Job Enriques sehr gefährden. Er geht mit der Aussortierung der Real Profis ein großes Risiko ein.
Rekordnationalspieler Ramos hat sich selbst noch nicht zu seiner Ausbootung geäußert. Er will sich wohl zunächst von der kräftezehrenden Saison mit Real erholen, bevor er sich in der Öffentlichkeit äußert. Die Kommunikation zwischen dem Kapitän und dem Trainer der Nationalmannschaft war im Vorfeld der Nominierung wohl nicht ideal. Es wäre wünschenswert gewesen, von Seiten Ramos einen freiwilligen Verzicht zu verkünden, ähnlich wie es der deutsche Nationalspieler Marco Reus nach Absprache mit Joachim Löw tat.
Die spanischen Fans sind gespannt, ob das verjüngte Team an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen kann. Die Ansprüche sind groß und ein Misserfolg würde Enrique wohl den Arbeitsplatz kosten, da seine Entscheidung, auf die Spieler von Real Madrid zu verzichten, ein hohes Risiko birgt.