Er fühlt sich weich und edel an, die Finger streichen glatt über die kurzen und kühlen Fasern des schweren Stoffes. Eine schimmernde Lichtreflektion nährt den Eindruck von Eleganz. Samt. Ein Stoff sondergleichen. Doch woher kommt Samt eigentlich und was ist es?
Die geschichtlichen Ursprünge
Geschichtlich stammt Samt vermutlich aus dem östlichen Raum und war besonders beliebt im alten China, wo es als „Quirong jin“ bezeichnet wird, sowie in Ägypten und dem Irak. Die Herstellung des weichen Stoffes war sehr zeitaufwendig und daher der reichen Bevölkerung sowie dem Adel vorbehalten. Samt wurde aus Seide gewebt und vornehmlich zu schweren, luxuriösen Kleidern verarbeitet sowie als Bezug für Möbelpolster verwendet. Dementsprechend ist Samt seit jeher Symbol für königliche Eleganz, hohes Ansehen und Reichtum.
Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert entdeckten schließlich auch westliche Länder das Luxusgut und begannen es über die Seidenstraße zu handeln. Als erster europäischer Hersteller versuchte sich Italien an der Samtproduktion und war überaus erfolgreich darin. Innerhalb kürzester Zeit erlernten allein in Mailand 150.000 Weber das Handwerk zur Samtherstellung. Bis zum 18. Jahrhundert blieb das süd-europäische Land europaweit der größte Hersteller für Samttextilien.
Besonders beliebt war der Stoff während der Renaissance. In dieser Epoche wurde Samt häufig mit Gold und anderen Metallen bestückt, um Reichtum zu unterstreichen. Auch die Kirche entdeckte Samt für ihre Zwecke und wurde zum größten Abnehmer des Stoffes.
Mit der Industrialisierung zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde auch die Samtherstellung revolutioniert und dadurch deutlich günstiger. Anstatt echter Seide, wurde nun ein Gemisch aus Baumwollfasern und Chemieseide verwendet. Dies trieb den Preis nach unten und so wurde der vormals luxuriöse Stoff auch für die breite Bevölkerung erschwinglich. Der Eindruck von Eleganz und Reichtum blieb dennoch an ihm haften.
Heutzutage wird Samt nach wie vor gerne zur Kleiderherstellung oder Möbelpolsterung verwendet. Doch auch andere Produkte wie Kissenbezüge oder edle Samtbeutel zur Schmuckaufbewahrung sind auf dem Markt zu finden.
Der Grundstoff zur Samtherstellung ist Seide
Ursprünglich war Samt einmal ein Naturprodukt. Gefertigt wurde er nämlich aus Naturseide, welche im asiatischen Raum aus den Kokons der Maulbeer- bzw. Tussahspinner gewonnen wird. Dies sind beides Falter, die beide in ihrer Ernährung auf die Blätter des Maulbeerbaumes spezialisiert sind. Zur Verpuppung wenden die Raupen das Trockenspinnverfahren an. Aus den am Kopf platzierten Drüsen der Raupen wird eine Spinnlösung gedrückt, die an der Luft zu einem festen Faden erstarrt, mithilfe dessen die Raupen einen Kokon um sich selbst herum spinnen. Die Kokons bestehen aus gut 3000 Metern festem Faden.
Zur Seidenherstellung werden die Kokons in warmes Wasser gelegt und mit Bürsten bearbeitet. Für ein Kilo Rohseide werden etwa zehn bis elf Kilogramm Kokons benötigt, weshalb Seide seit jeher als kostbarster Naturfaden gilt.
Heutzutage werden die Schmetterlinge zur Seidenherstellung zwar kommerziell gezüchtet, doch vor dieser Entwicklung war das Material selten und daher sehr teuer. Um die Produktionskosten zu verringern, wurde daher erfolgreich versucht, Seide künstlich herzustellen. Als Kunst- oder Chemieseide bezeichnet, werden dessen Fasern nun aus Polymerlösungen gewonnen. Dieses Produkt wird heutzutage ebenfalls zur Herstellung von Samt verwendet.