Wer wartet schon gerne in einer Warteschlange? Vermutlich niemand! Dennoch kommen wir im Alltag um Momente des Wartens sowie Warteschlangen nicht herum. Sei es an der Kasse im Supermarkt, beim Arzt oder beim Einlass zum Konzertgelände. Bereits der Gedanke ans Warten kann frustrierend sein. Warten hat einen psychologischen Effekt und kann daher auch gezielt genutzt werden, um Wartezeiten zu verkürzen. In diesem Artikel schauen wir uns an, was Warten mit uns macht und welchen Nutzen man aus Warteschlangen ziehen kann.
Warum wir das Warten als störend empfinden
In unserer schnelllebigen Welt ist Zeit bekanntermaßen Geld. Stillstand ist daher ein fast schon untragbarer Zustand, den es entweder zu vermeiden oder schnellstmöglich wieder zu beenden gilt. Wartezeiten werden von einem Großteil der Menschen als unangenehm und vergeudet wahrgenommen. Vermutlich haben auch Sie sich schon einmal gedacht, was Sie während eines langen Warteprozesses alles hätten erledigen können.
Zudem bedeutet Warten auch einen gewissen Kontrollverlust, bestes Beispiel: Stau. Geht es auf der Autobahn nicht weiter, ist das eine echte Geduldsprobe. Man ist der Situation hilflos ausgeliefert, ohne die Möglichkeit, sich der Situation zu entziehen. Gleiches gilt natürlich auch für Verspätungen bei der Bahn. Wer auf den nächsten Zug warten muss, verpasst möglicherweise seinen Anschluss beim geplanten Umstieg, einen wichtigen Geschäftstermin oder gerät aus anderen Gründen in Zeitnot. Die schwindende und sinnlos zugebrachte Zeit erhöht das Stressniveau und damit auch das Risiko für stressbedingte Krankheiten und psychische Probleme.
Wie man vom Warten profitiert
Die wohl schlimmste Erfahrung beim Warten ist die Ungewissheit. Nicht zu wissen, wie lange man warten muss, kann innerlich mürbe machen. Und dennoch gibt es Umstände, in denen Wartezeiten und Warteschlangen sogar von Vorteil sind – zumindest für die, die gerade nicht anstehen müssen. So erhöhen mehrteilige Einlassbereiche auf Festivals die allgemeine Sicherheit – bewusst oder unbewusst. Die Logik dahinter: Wer mehrmals kurze Zeit wartet, verliert nicht so schnell die Geduld wie jemand, der genauso lange am Stück warten muss. So werden Kassenstation, Garderobe sowie das Aushändigen der Festivalbänder idealerweise an getrennten Orten vorgenommen.
Der Einfluss auf die gefühlte Wartezeit
Haben Sie Ihren Zug verpasst und der nächste fährt erst in einer Stunde, können Sie nichts tun, um die tatsächliche Wartezeit zu verkürzen. Auf die gefühlte Wartezeit haben Sie jedoch sehr wohl Einfluss. Die folgenden Faktoren verkürzen die gefühlte Wartezeit:
- Bringen Sie in Erfahrung, warum und wie lange Sie voraussichtlich warten müssen
- Zusammen mit anderen fällt das Warten leichter. Wenn Sie alleine unterwegs sind, rufen Sie jemanden an
- Versuchen Sie, Verständnis für den Zeitverlust aufzubringen. In der Regel profitiert niemand davon, andere warten zu lassen
- Negativität und Angst erhöhen den Druck. Ablenkungen sind gut, um nicht in Wut und Unverständnis zu verharren
- Machen Sie sich klar, worauf Sie eigentlich warten. Die Aussicht auf ein schönes, wenn auch verspätetes Erlebnis, kann die gefühlte Wartezeit verringern und sie erträglicher machen